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Universität Konstanz
Fachbereich Sprachwissenschaft
SFB 471 "Variation und Entwicklung im Lexikon"

Förderperiode 1. Januar 1997 - 31. Dezember 2008


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Projekt A-19

Entwicklung und Variation expletiver und neutraler Pronomina in den romanischen Sprachen

 

Fachgebiete und Arbeitsrichtung:

Morphologie
Syntax und Semantik
Romanistische Linguistik
Historische Linguistik

Untersuchte Sprachen:

Spanisch (iberisches, kanarisches, karibisches: dominikanisches, puertorikanisches und kubanisches), Portugiesisch (europäisches und brasilianisches), Galicisch, Leonesisch, Asturianisch, Aragonesisch, Katalanisch, Okzitanisch, Frankoprovenzalisch, Französisch, Rätoromanisch (Rumantsch und Ladinisch); Altfranzösisch, Mittelfranzösisch, Altspanisch, Altkatalanisch, Altokzitanisch, Altfrankoprovenzalisch.

Ausgangspunkt des Projekts:

Im Projekt wird das Auftreten von Pronomina in unpersönlichen Konstruktionen in verschiedenen romanischen Sprachen untersucht. Dabei wird angenommen, dass eine parametrisch festgelegte Korrelation zwischen der Existenz overt realisierter Expletivpronomina und der Nicht-Nullsubjekteigenschaft besteht (z.B. frz. il pleut und dt. es regnet). Allerdings gibt es in den romanischen Sprachen zahlreiche Varietäten, die anscheinend von dieser Korrelation abweichen. Dies gilt in diachronischer Hinsicht für das ursprünglich durch die Nullsubjekteigenschaft gekennzeichnete Französisch, das lange vor dem Verlust der Nullsubjekteigenschaft overt realisierte Expletivpronomina aufweist:

afrz. Quant li jurz passet ed il fut anuitet.
  La Vie de Saint Alexis, v.207 (approx. 1040-1045 AD)

In synchronischer Hinsicht zeigt sich, dass innerhalb der modernen romanischen Sprachen Nullsubjektsprachen wie das Portugiesische, Galicische oder das Spanische Varietäten besitzen, in denen overt realisierte Pronomina in unpersönlichen Konstruktionen auftreten:

gal. (a) El chove.
    Es regnet.
  (b) Il viñeron teus pais.
    Deine Eltern sind gekommen.

dom.sp. (a) Ello estaba lloviznando un poco.
    Es hat ein wenig genieselt.
  (b) Ello llegan guaguas hasta allá.
    Es fahren Busse bis dorthin.

Andererseits sind in romanischen Nicht-Nullsubjektsprachen wie dem Französischen und dem Bündnerromanischen Kontexte zu beobachten, in denen Expletivpronomina ausgelassen werden (müssen):

frz. Y a bien des vies qu'on nourrit d'études ou de science.
  Es gibt Existenzen, die nur aus Lernen oder Studieren bestehen.

surselv. *Ier ein ei treis mattatschas arrivau.
  Gestern sind drei Mädchen angekommen.


Ziele:

Anhand unpersönlicher Konstruktionen romanischer Sprachen soll Einsicht darüber gewonnen werden, wie semantisch "leere" Ausdrücke im Lexikon einer Sprache repräsentiert sind und welche morpho-syntaktischen Eigenschaften sie besitzen.
Ein weiterer, in den meisten generativen Analysen bisher kaum beachteter Punkt betrifft die Frage der lexikalischen Form des Expletivums (so zum Beispiel die im Französischen auftretende Variation von "il pleut" vs. "ça pleut").

Daten und Methoden:

Den theoretischen Rahmen für die Untersuchungen dieses Projektes liefert die generative Prinzipien- und Parametertheorie. Nicht zuletzt auf Grund des Postulats der Autonomie der Syntax bildet diese Theorie ein geeignetes Modell, um Funktionen und Eigenschaften semantisch "leerer" Elemente zu erfassen.
Des weiteren ist eine adäquate Erfassung der empirischen Daten eine wichtige Voraussetzung für dieses Projekt, nicht zuletzt wegen der Tatsache, dass die (neueren) generativen Arbeiten zugrunde liegenden empirischen Daten vor allem bezüglich ihrer Grammatikalitätsurteile nicht immer unproblematisch sind. Erstes Ziel ist daher der Entwurf eines Fragebogens, mit dessen Hilfe Grammatikalitätsurteile unpersönlicher Konstruktionen erhoben werden.

Die Analyse der erhobenen synchronen und diachronen Daten soll im Rahmen der Prinzipien- und Parametertheorie erfolgen; dabei sollen neben minimalistischen Erklärungsansätzen auch andere - vor allem prosodische - Erklärungsmodelle kritisch herangezogen werden.

Publikationen


letztes Update: 10.02.2009
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