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Universität Konstanz
Fachbereich Sprachwissenschaft
SFB 471 "Variation und Entwicklung im Lexikon"

Förderperiode 1. Januar 1997 - 31. Dezember 2008


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Projekt A-17

Dialektgrammatik, freie Variation und Sprachwandel:
Brauchen wir ein Konzept von Mikrovariation?

 

Kurzbeschreibung des Projekts

Es wird der Frage nachgegangen, ob die syntaktische Variation zum Beispiel zwischen Dialekten oder auch zwischen verschiedenen diachronen Stadien einer Sprache mit denselben formal–grammatischen Methoden erfasst werden kann, wie sie erfolgreich in der zwischensprachlichen Analyse eingesetzt wurden (Parametersetzung im Prinzipien- und Parametermodell, bzw. die Weiterentwicklungen im Minimalistischen Programm). Kurz: Unterscheiden sich Mikro-Parameter von Makro-Parametern substantiell voneinander oder handelt es sich nur um graduelle Unterschiede, was bedeuten würde, dass der Terminus "Mikro" im Grunde lediglich den Untersuchungsgegenstand - nämlich Dialektsyntax - beschreibt. Das Problem ist, dass das Chomsky'sche Grammatikmodell auf den ersten Blick im Grunde "zu präzise" ist, indem es ganz klare Vorhersagen macht, welche Strukturen in einer gegeben Sprache möglich sein sollten und welche nicht. Setzt man voraus, dass Variation sich letztendlich im Lexikon (genauer in der lexikalischen Kodierung funktionaler Merkmale) manifestiert, so sollte man erwarten, dass (minimale) syntaktische Unterschiede sich zurückführen lassen auf (minimale) lexikalische Unterschiede. In der ersten Phase des Projektes wurde diese These anhand der Infinitivkonstruktionen im Alemannischen, Bairischen und Standarddeutschen überprüft. Das vorläufige Ergebnis ist, dass sich ein grosser Teil der Unterschiede innerhalb der Infinitivsyntax tatsächlich auf das unterschiedliche Inventar an Infinitivmarkierern (zu vs. clitic z' vs. zum) zurückführen lässt. Abfolgevariationen innerhalb des Verbalkomplexes, die im übrigen auch im Standarddeutschen zu finden sind, können auf außersyntaktische Faktoren zurückgeführt werden (wie Parsing, Intonation etc.). Somit legen diese Untersuchungen den Schluss nahe, dass eine eigene Theorie der Mikrovariation nicht notwendig ist. Für die seit 2006 laufende zweite Phase des Projekts ist der Phänomenbereich erweitert worden um die Bereiche "Komplementierersystem" und die "Syntax der Linken Peripherie" (Fragesätze etc.) in Hauptsätzen. Erste empirische Untersuchungen mit Dialektsprechern des Bodensee-Alemannischen, Bairischen und Oberfränkischen sind erfolgt und werden laufend weitergeführt. Die beiden aktuellen Fragestellungen sind, welcher Variation die Besetzung der linken Satzperipherie (a) mit W-Phrase bzw. Präposition und dem Komplementieren dass sowie (b) Topikalisierungen über die C-bzw. W-Position hinaus (emphatische Topikalisierung) unterworfen ist.

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letztes Update: 10.02.2009
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